Gute Vorbereitung für den Arbeitsmarkt
Für Swen-Uwe Witzel ist der Verwaltungsplan, die Hauptschule Wichlinghausen nach Langerfeld zu verlagern und an deren Stelle eine Grundschule einzurichten, nicht nachvollziehbar. Er ist selbst in der Gegend aufgewachsen, hat auch eine Hauptschule besucht und kennt die Vor- und Nachteile des Quartiers: „Das ist hier ein sozial schwaches Umfeld, da brauchen wir uns nichts vorzumachen. Aber wir haben hier auch viel Gutes, und dazu gehört eben diese Hauptschule.“ Swen-Uwe Witzel ist Versandleiter in der Firma Kolb, ein Automotiv-Zulieferer, direkt gegenüber der Hauptschule. Gegen eine weitere Grundschule im Quartier hat er nichts, ganz im Gegenteil. Warum aber diese Grundschule ausgerechnet auf dem Gelände der gut funktionierenden Hauptschule Wichlinghausen entstehen soll, erschließt sich ihm nicht. „Wenn die Hauptschule nach Langerfeld ziehen muss, dann wird wohl wieder eine Hauptschule zugemacht werden“, spekuliert er. Dabei tragen Hauptschulen, insbesondere die in Wichlinghausen, viel zur Förderung vermeintlich schwächerer Schüler bei. Gerade in der Berufsvorbereitung sieht Swen-Uwe Witzel die Stärken der Schule. Viele seiner Mitarbeiter sind selbst Hauptschüler, und ganz gezielt ausgesucht. „Im gewerblichen Bereich können wir Studierte nicht unbedingt gebrauchen. Wir brauchen Mitarbeiter, die anpacken können, die zuverlässig sind, das zählt.“ Deutsch in Wort und Schrift, fügt Swen-Uwe Witzel später noch an, gehöre natürlich auch zu den Mindestanforderungen, die er an seine Mitarbeiter stellt. „Wenn die Hauptschule nicht mehr fußläufig erreichbar ist, dann, so vermutet Witzel, wird doch kaum jemand seine Kinder in Langerfeld anmelden wollen. Und was machen wir dann? Haben wir dann plötzlich nur noch Realschüler?“ Zwei seiner Söhne waren bereits auf der Hauptschule und sind in trockenen Tüchern. „Aus denen ist auch was Anständiges geworden.“ Seiner Meinung nach könnten beide Schulen gut nebeneinander bestehen und verweist auf mögliche Ausweichquartiere, etwa das Schulgebäude in der Bartholomäusstraße. Diesem Vorschlag erteilt Schuldezernent Stefan Kühn eine Absage: „Leider! Wir haben vor unserer Entscheidung, die Hauptschule verlegen zu wollen, alle Optionen überprüft und so letztlich auch die Bezirksvertretung Oberbarmen überzeugen können. Das Schulgebäude an der Bartholomäusstraße ist schlicht zu klein. Dort finden maximal vier Klassen Platz, wir rechnen aber mit einem Bedarf von zwölf Klassen.“ Weitere Lösungsvorschläge, wie etwa in einem Offenen Brief der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) zur Schulverlegung angedeutet, kann der Schuldezernent nicht nachvollziehen. „Ich habe direkt nach Erhalt des Briefes eine E-Mail an die Verfasser geschickt und um Alternativvorschläge gebeten. Eine Antwort habe ich bisher nicht erhalten“, sagt Stefan Kühn. Über den Fortbestand einer Schule, sei es Hauptschule, Realschule, Gymnasium oder Gesamtschule, entscheidet immer noch der Elternwille, erklärt Stefan Kühn weiter. Allerdings, so der Schuldezernent, sieht er auch die Gesellschaft in der Pflicht: „Ein Beispiel: Wenn in Ausschreibungen für Ausbildungsstellen die Mindestanforderung ein Realschulabschluss ist, dann ist es den Eltern nicht zu verübeln, dass sie ihre Kinder nicht auf eine Hauptschule schicken wollen.“
Ab dem 20. Februar beginnt die Anmeldephase für die weiterführenden Schulen. Dann entscheiden die Anmeldezahlen, ob die Hauptschulen in Wuppertal noch eine Zukunft haben.
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